Permanent finalisieren. Heute wird die euro2008 endgültig finalisiert. Die Finalisierungsperformance wird entscheiden, welches Team das bessere ist.
Finalisiert wurde dieser Woche auch eine noch größere Konzentration im österreichischen Lebensmittelhandel. EU-Kommissarin Neelie Kroes genehmigte die beinahe bedingslose Übernahme der maroden ADEG-Kette durch die REWE-Gruppe. Die Folgen sind klar, da sie seit Jahren im Gange sind. Die KonsumentInnen werden nicht nur mit höheren Einkaufs-Preisen bedacht, sondern auch die LieferantInnen mit niedrigeren Verkaufspreisen. So steigen aktuell die Milch-Preise, während den aufmüpfigen Milchbauern nach dem halbherzigen Lieferboykott eindrucksvoll gezeigt wird, wo der „Bartl den Most holt“, sprich wo die Wertschöpfung erfolgt.
Mittlerweile zahle ich für meinen Einkaufskorb in kaum einem europäischen Land mehr als in Österreich. Dieser subjektive Eindruck deckt sich auch mit Erhebungen der Arbeiterkammer, die für vergleichbare Produkte im angrenzenden Ausland deutlich niedrigere Preise feststellte. Dazu kommt eine inferiore Qualität. Im Feinkostladen Österreich, wie sich Österreich gerne selbst sieht, findet sich im Kühlregal sogenannter Käse, der sich zum Abdichten von Hohlräumen ausgezeichnet eignet. Das angebotene Brot geht zur Not für den Abwasch, als kostspieliger Schwammersatz.
Österreichische Supermärkte haben aber ein gewisses Etwas. Aus einem pädagogischen Blickwinkel. Ganze Schulklassen gehen im Projekt „Der Kaufmannsladen in der Planwirtschaft zwischen 1945 und 1989“ dem Phänomen eines Marktes ohne Marktwirtschaft auf den Grund: Für jedes Produkt ein Angebot. Ob Seife, Klopapier oder Käse, eine einzige Marke. Besser: ein Name auf der Verpackung, so billig wie der Inhalt.
Die Geografie Österreichs hat ihren Preis, argumentieren die Handelsketten ihre vorteilhafte Kalkulation. Zu dünn besiedelt. Die Forderung nach mehr Einwanderungswilligen, um die dünne Besiedlung zu verdicken und damit das Leben spürbar billiger zu machen, ist gar nicht notwendig, denn das Argument ist schlicht unrichtig. Zieht man von der Fläche Österreichs jene ab, die zur Wohnbarmachung nicht taugen, Ödländereien wie Gebirge, dann ist die hiesige Besiedlungsdichte mit den Niederlanden gleich auf.
Die Idee eines freien Marktes ist bekanntlich das ideologische Fundament der Europäischen Union. Andere bzw. erweiterte Zielsetzungen wie die nach einer Sozialunion, werden eifrig abgelehnt und erfolgreich abgewehrt. Kritische Stimmen werden ignoriert, wie es jüngst Kommissionspräsident Barroso in einem Interview tat, und simpel abgetan, indem er alle undifferenziert ins radikale Eck stellte. Politisch ist das billig.
Billig ist auch der lauter werdende Ruf, Irland solle nun doch ein zweites Mal abstimmen (oder gleich im Meer absaufen). Es könnte doch noch eine Zustimmung rausschauen. Inzwischen ignorieren wir das irische Nein, ratifizieren weiter; es wird finalisiert. Ballesterisch ist das nicht billig. Stürmt der Spieler nach dem Abseits-Pfiff weiter gegen das Tor, wird sein unbilliges Verhalten sanktioniert.
Fußball ist nicht nur ein klares und akzeptiertes Regelwerk. Fußball bedingt volle Transparenz und freie Information für alle Spieler auf dem Feld. Voraussetzungen, die die Europäische Union nicht erfüllen mag.
Es wird wieder finalisiert werden.