Dieser Tage wandelte eine Schlagzeile durch die Medien: Vegane Eltern lassen Kind verhungern. Aber noch nie in der Geschichte gelang dieser Medien-Coup den Rittern der Blutwurst.
Veganer ernähren sich bekanntlich ausschließlich vegan. Die Ritter der Blutwurst ausschließlich von Blutwurst. So kurz, so einfach. Wenn sich aber VeganerInnen, die sich nicht nur der Zufuhr ausreichender Spurenelemente und Vitamine widmen, sondern auch sozialpolitisch wichtige Agenden wahrnehmen, wie z. B. die Sicherung des Generationenvertrages, endet das nur allzu oft im Desaster: Nur fünf Kilo wog die elf Monate Louise als sie verstarb.
Als 2003 in Wien das Freie Mediencamp gegen den Willen der Behörden auf dem Wiener Karlsplatz ein paar Quadratmeter okkupierte, war auch ein Zapatisten-Vertreter aus Mexiko dabei. Seine – mir noch erinnerliche Message: Das wichtigste an der Revolution ist die Fiesta. Nun ist das mexikanische Volk so wenig lukullischen Genüssen abgeneigt, wie es in seiner Mehrheit nicht die permanente Revolution lebt. Und das obwohl, oder gerade deswegen, weil eine der staatstragenden Parteien des Landes die Partei der Instutionalisierten Revolution darstellt, die so reaktionäre Figuren wie Vicente Fox hervorbrachte. Egal.
Fiesta bedeutet im Lande der Gusenbauern nicht viel und schon gar nicht Spargel-Essen mit politischen Personen, die man besser meidet. Fiesta hierzulande bedeutet, wenn überhaupt, auch nicht Fußballturnier. Blutrünstig, hinterhältig und gemein wird unter dem Begriff der Fiesta die Schlachtplatte subsumiert. Daran sterben zwar Tiere, aber bitte schön, nicht die kommenden UnterstützerInnen des Generationenvertrages.
Die normannische Bruderschaft der Ritter der Blutwurst hat nur ein erklärtes Ziel: Die Propagierung von Blutwurst (ein Gemisch aus Schweinsschwarten und Schweinsblut) und die Pflege französischer Tischkultur. Beide Ziele sind eines, sie sind eins. Dieses Ziel erscheint vermessen und unzeitgemäß. In Österreich verringerte sich die Zahl der Fleischerbetriebe von 1980 auf 2005 um mehr als die Hälfte und betrug 2005 nur mehr 1.700. In Wien sind nur mehr ein Drittel der Betriebe aktiv. Die Zahl der Beschäftigten im Fleischer-Gewerbe wurde im Zeitraum 1980 – 2001 um rund die Hälfte dezimiert und wird seit 2001 überhaupt nicht mehr statistisch erfaßt.
Diese negative Entwicklung wiegt die FreundInnen extravaganter Speisen in Unsicherheit. Der Fleischerverband Österreichs macht seine Mitglieder fit für die euro2008 und bietet ein spezielles Package: Papiertragetaschen, Faltenbeutel, Österreich-Fähnchen und Fruchtgummi. Ein Jammer!
Aber es gibt auch Lichtblicke. Die diesjährige Kür der Ritter der Blutwurst brachte dem Königstettner Karl Gutscher die „Trophee National Autriche“. Karl Gutscher ist der Créateur der Tullnerfelder Kaiserblunzn (Kaiserblutwurst??), deren Rezept 1935 im Zuge einer feindlichen Übernahme in den Besitz des heutigen Produzenten gelang.
Klingt nicht sonderlich spannend, aber im Angesicht der euro2008 ist alles Blunzn.