Wien ernährt. Der Brot- und Gebäckabfall der Bundeshauptstadt könnte ganz Graz ernähren. Not macht mürbe.
Amerika ist bekanntlich grenzenlos. Dieser Mythos hält immer noch an. Vor Generationen wanderten viele EuropäerInnen aus Angst vor Verfolgung oder auf der Suche nach einem Leben, das mehr als Hunger und Armut zu bieten hat, nach Übersee aus. Sie landeten an der Ostküste und dehnten die Besiedlungsgebiete stetig nach Westen aus. No border – grenzenlos eben. Heute wandern sie wieder. Walk aways, weil sie ihre Hypothekarkredite nicht mehr bedienen können. Zum Reiseproviant auf dem Weg zum WohnmobilistInnen-Camp gehören auch ein paar Säcke Reis. Aber die gibt es nicht mehr. In den USA im Jahr 08 wird Reis nur mehr in haushaltsüblichen Mengen abgegeben. Rationierungen, wie sie typisch für Kriegszeiten sind.
Deutschland ist bekanntlich pragmatisch. Will man einen Krieg gewinnen, baut man zuerst Autobahnen. Will Deutschland der aktuellen Nahrungsmittelkrise begegnen, wird ein Bildungsprojekt in Asien gestartet. Lernziel: Caffè latte macht Löcher im Bauch. Das hat was, weil was dran ist. Wenn 1 Milliarde ChinesInnen morgens in der Kombinats-Cafetaria ein schäumendes Kaffeegetränk zu sich nehmen würden, keine Frage, die globalen Folgen sind enorm. VertreterInnen dieser Denkrichtung zählt man eher zur visionären Abteilung innerhalb der deutschen Gesellschaft. Besonders viele finden sich in den deutschen Eliten, die Deutschland vor- und weiterbringen. Deshalb hat die deutsche Gesellschaft eine pragmatische Version des deutschen Pragmatikers hervorgebracht.
Der pragmatische deutsche Pragmatiker ist kein Pragmatiker ohne Wenn und Aber. Bevor er pragmatisch handelt, überlegt er penibel sein Tun, verortet mögliche Wirkungen in lutheranischen Bezugssystemen, zeichnet seine Score Card und sucht nach Best Practice-Beispielen.
56 % der pragmatischen deutschen Pragmatiker haben eine Entscheidung getroffen, die die Welt vor Schlimmerem bewahren kann, wenn es hülfe, die Welt vor Schlimmerem zu bewahren.
56 % der pragmatischen deutschen Pragmatiker würden gentechnisch manipulierte Nahrungsmittel zu sich nehmen, wenn die aktuelle Nahrungsmittelkrise abgeschwächt werden könnte.
Aus der Sicht eines katholisch sozialisierten Kleinstaatlers fällt einem dazu nur eines ein: Vergelt’s Gott!