Die Sportdachverbände sollen sich nicht nur um verbotenes Doping kümmern, sondern auch um Sozial-Dumping, das sie mitverursachen.
40 Cent verdienen an einem Sportschuh, der um wohlfeile 100 € im Laden steht. 300 Überstunden im Monat für 27 Cent die Stunde, das sei die harte Realität auf die das Internationale Olympische Kommitee (IOC) einwirken soll, fordern NGOs wie clean clothes und Gewerkschaften unisono.
Der Vorsitzende des IOC erlebt mit dem globalen Fackel-Lauf ein ernsthaftes Desaster und verspielt mit seiner Untätigkeit auch sonst viele Sympathien: „Was ist das denn für ein Leben? Zur Hölle mit den Olympia-Sachen“, wird eine Arbeiterin der chinesischen Fabrik Eagle Leather Products auf Webseite von clean clothes zitiert.
„Wir freuen uns, wenn die UEFA für die MitarbeiterInnen ein tolles Erlebnis wird. Der Dienst an der Gesellschaft wäre aber weit größer, wenn sich UEFA an Arbeit Suchende wenden und die Arbeit entsprechend entlohnen würde“, sagt der Vorsitzende der Gewerkschaft vida Rudolf Kaske.
Der Ärger ist berechtigt. Die UEFA könnte es sich leisten freiwillige HelferInnen ortsüblich zu entlohnen:
„Der Monopolveranstalter von Champions League, UEFA-Cup und Europameisterschaft weist etwa im aktuellen Finanzbericht 2006/07 einen Reingewinn von mehr als 38 Millionen Euro auf – da sind die Ausschüttungen an teilnehmende Verbände und Solidaritätszahlungen bereits abgezogen“, schreibt derstandard.at.
Die über 17.000 Menschen, die sich für ein Paar Frankfurter bereit erklären, für die UEFA Volunteers zu spielen, wird das wahrscheinlich nicht kümmern. Und es wird ihnen auch egal sein, wie damit umgegangen werden kann, wenn der Schriftsteller Franzobel den Fußball als „besten Missionar des Kapitalismus“ bezeichnet.
Für ArbeiterInnen in China, Indien oder Bangladesh geht es aber ans Eingemachte. ArbeiterInnen, die versuchen sich zu organisieren, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern, droht die Entlassung.
„Play Fair 2008 setzt sich für existenzsichernde Löhne ein. Denn nur eine gerecht bezahlte Arbeit erlaubt es den Menschen langfristig aus dem Armutskreislauf auszubrechen“, erklärt der Geschäftsführer der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger auf www.cleanclothes.at. Und darauf achtet das IOC so wenig wie die UEFA. Die Zeitschrift des ÖGB mit dem schönen Namen „Solidarität“ sieht den olympischen Gedanken in der Förderung einer friedlichen Gesellschaft, die sich der Bewahrung der menschlichen Würde widmet, verwirklicht. Und diese „menschliche Würde“ wird in den Zulieferbetrieben für sportliche Großveranstaltungen wie Olympischen Spielen oder Fußballmeisterschaften systematisch verletzt und untergraben.
„Das IOC hat es in der Hand, bei den Verträgen mit den Unternehmen zu fordern, dass Arbeitsrechte, Mindestlöhne und Gewerkschaftsrechte eingehalten werden“, sagt Monika Kemperle vom ÖGB in der „Solidarität“.
Für die kommenden Turniere ist es wahrscheinlich zu spät, um in Verträge einzugreifen. Aber die nächsten Spiele stehen an und die Vertragsverhandlungen sind im Laufen. 2010 findet in Südafrika die nächste Fußball-Weltmeisterschaft statt – in einem Land, in dem die Teilhabe von Menschen am gesellschaftlichen Leben, am Wohlstand, Zugang zu Gesundheitsversorgung und ökonomischer Macht mehr als unausgewogen verteilt ist.
Für Bewusstseinsarbeit ist es nie zu spät.