kein sportverein, aber letzten endes für jeden ein gewinn.
dem österreichischen fußballfan ist der tod nicht fremd. meist stirbt er schon vor anpfiff, um den ausgang des spiels nicht miterleben zu müssen. wer es nicht schafft, stirbt während des spielverlaufs unter qualen. deshalb hat teamtrainer hickersberger eine spezielle taktik erfunden – das österreichische comavigile spiel.
von den fans völlig unbemerkt laufen die auserwählten akteure mit geöffneten augen auf dem spielfeld am gegner vorbei, umtänzeln ihn wie einst cassius clay oder liegen bald unbewegt am rasen und lassen sich von hilfsbereiten sanitätern auf bahren ins sanatorium befördern.
der österreichischen mannschaft wird nachgesagt, zwischenzeitweltmeister zu sein. das hat man sich von der österreichischen schimannschaft der 70er-Jahre des vorigen jahrhunderts abgeschaut. dann ist die luft draußen, und das apallische syndrom tritt unmerklich für gäste und gästinnen in den spielverlauf ein. das feuer ist erloschen – nicht einmal für eine feuerbestattung reicht die glut.
oskar siedek und julius anderl besichtigten in den 80er-Jahren des vorvorigen jahrhunderts die firma siemens. einem besonderen herdmodell galt ihr interesse. vor exakt 123 jahren war es dann soweit: der verein der freunde der feuerbestattung „Die Flamme“ war gegründet. der leicheneinäscherungsofen wurde dennoch nicht angeworfen, obwohl die zeit drängte: erst das rote wien ermöglichte die legalisierung der feuerbestattung in einem krematorium in unmittelbarer nähe des zentralfriedhofs. die idee gefiel. eine usp ward gefunden und nur zehn jahre später zählte die sozialdemokratisch orientierte abspaltung, der arbeiter-feuerbestattungsvereins „Die Flamme“, mehr als 150.000 mitglieder. zwei jahre später liquidierte der austrofaschismus den verein.
seit 1942 firmiert der verein unter dem namen „Wiener Verein“. der „Wiener Verein“ (ordnung schaffen – über das leben hinaus) ist heute noch die einzige bestattungskostenversicherung in österreich und stellt seinen mitgliedern heute die wahl der bestattungsart frei. auch für kinder gibt es attraktive förderangebote.
seit 1991 ist der „Wiener Verein“ mit der wiener städtischen versicherung, die sich letzterdings vienna insurance group nennt, verbunden. ein überlegenswertes finanzprodukt stellt die „Limited Edition EURO GARANTIE 2008“ dar. und das ist die garantie: „Für jedes anerkannte Tor, das im Juni 2008 in den ersten beiden Spielhälften der Spiele bei der Fußball-Europameisterschaft erzielt wird, erhöht die Wiener Städtische den Auszahlungsbetrag um einen Euro.“
beim fußball ist es bekanntlich so: der spieler und seine fans brauchen herz und der ball eine seele. wenn eine der größten versicherungsgesellschaften österreichs eine torprämie für alle tore, die „in den ersten beiden spielhälften“ fallen, anbietet, wen wundert’s, wenn das österreichische team nach den „ersten beiden spielhälften“ die arbeit einstellt und ins altersvorgesorgte wachkoma verfällt.
tore zählen und kassieren. oder eben umgekehrt.