Wiiir sind Schbitzzeee! So unterhalten sich Masse und Moderator gerne.
35 Tonnen Gewicht, 8 Stockwerke hoch, 65 Kubikmeter Material, 225 Quadratmeter Fläche.
610 Meter lang, 2 Tage lang, 2 Euro, 2 Gemeinden, 400 SchülerInnen.
24 Backöfen, 1 Minute, 2 Meter.
„Dark Tales from the Vienna Woods“ schlagzeilt „The Economist“ am 5. Tag nach der österreichischen Nationalratswahl und wortspielt mit Ödön von Horváths Klassiker. Die einschlägige Wucht des Wahlergebnisses in einem Kleinstaat scheint international größer zu sein als in Österreich selbst. So überlebt Österreich! Hierzulande sind die Menschen von Natur aus nicht nur faul und unanständig inzestuös, darüber hinaus sind sie auch noch infantil. Halten sich adulte native WählerInnen die wählende Hand vor die Augen, glauben sie, sie werden nicht gesehen. So ähnlich verhalten sich auch konformistische ÖkonomInnen, die ihre Märchen von der unsichtbaren Hand erzählen. Danach kernschmelzen die Finanzplätze und keiner will’s gewesen sein.
Der „Economist“ bemüht sich, das Wahlergebnis in einen europäischen Kontext zu stellen und erwähnt Italien, Deutschland, die Niederlande, Dänemark. Polen, Ungarn, Bulgarien oder die Slowakei lässt man lieber außen vor. Nach allen Rändern wird geblickt und festgestellt, dass überall, wo sich große Koalitionen bilden, rechtsradikale und linksradikale Parteien am Vormarsch sind. Dort, wo die politische Mitte der Wählerschaft nicht versichern kann, die Zuwanderung unter Kontrolle zu haben, wird der rechtsrechte Rand gestärkt, so der „Economist“.
In einigen Staaten zu einem gewissen Zeitpunkt mag das zutreffen, in Österreich wurde ausschließlich der rechte Rand gestärkt. In der „Frage“ der Migration treten weder die SPÖ noch die Grünen für liberale Positionen ein. Die Grünen unterscheidet, dass sie für verbindliche rechtsstaatliche Normen bei der Zuwanderung eintreten; also etwas, was man vor zwanzig Jahren für selbstverständlich gehalten hätte.
Man darf nicht den Fehler begehen, rechte WählerInnen gleich ins Nazi-Eck zu stellen. Rechte WählerInnen sind in erster Linie Protest-WählerInnen. Rechte Wähler sind in erster Linie Modernisierungsverlierer. Rechten Wählern, den Österreichern, geht es heute objektiv materiell besser als früher. Diese Litanei erzählen kamerauf und mikrofonab Journalisten, Demoskopen und Verhaltensforscher.
Wenn die Luft zum Atmen dünner wird, nimmt die Intensität der menschlichen Beziehungen zu. Diese dunkle Geschichte erzählt niemand. Der Kohlendioxid-Ausstoß dieses Wirtschaftssystem gefährdet nicht nur das globale Klima, sondern auch den sozialen Zusammenhalt. Denen da unten die Hungerrevolte, uns die Feindschaft zu anderen. Denen der „arisierte“ Großgrundbesitz und Fernsehstationen und uns die Deportation fremder Reisepässe und die totale Überwachung.
Wenn der breite Zugang zum Guten Leben ernsthaft in Frage gestellt wird, bringt dann der Hass auf das Andere etwas Glück in meine Stube? „Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu“, schrieb der vor den Nationalsozialisten geflüchtete Ödön von Horváth.
Es sind die Umstände, die diese Zustände hervorbringen. Und es sind die GestalterInnen an den Schalthebeln der Macht, die diese Umstände provozieren.
Und wenn im Ural ein Flugzeug abstürzt, zählt, dass keine Österreicher an Bord waren. Und wenn da irgendwer glaubt, blöd kommen zu können, werden wir halt Weltmeister. Einträge ins Guiness Buch der Rekorde haben wir genug.
Der hat eben noch gefehlt: Seit 1945 bei Wahlen weltweit die meisten Stimmen für die extreme Rechte! (Quelle: Der österreichische Politologe Anton Pelinka)