Erleuchtung ist überschätzt!

Everybody Thinks That It Means Something
Everybody Thinks That It Means Something

1/1000 der AmerikanerInnen besitzen inzwischen über 7 Prozent des US-Vermögens. Das hat eine neue Qualität. Sollten wir nun an Qualitätssicherung denken?

In Österreich diskutieren wir immer noch, ob LehrerInnen unbezahlt zwei Stunden mehr Spionagearbeit in den Klassenzimmern leisten sollen. Das ist ungerecht, weil Agentenarbeit immer gut bezahlt. Die StudentInnen dürfen mal ausprobieren, wie sich das anfühlt, wegen einer E-Voting-Stimme trotz mehrfacher Nachzählungen die Mehrheit verpasst zu haben. Prinzipiell könnte es gut sein, Wahlen, die lediglich von einem Viertel der Wahlberechtigten wahrgenommen werden, ad absurdum zu führen. Doch Obacht: Sollte George W. Bush als Gewinner hervorgehen, kann das peinlich werden.

Einige Manager des amerikanischen Versicherers AIG wollen plötzlich Bonuszahlungen zurückzahlen. Der in die Kritik geratene Finanzdienstleister AWD zahlt keine Dividende. Credit Suisse, Nestlé und UBS beugen sich dem Druck der Anlagestiftung Ethos und lassen ihre Managervergütungen von den Aktionären beurteilen. Die Zeit hat zwar keinen Design-Relaunch, aber eine erfreuliche redaktionelle Neu-Orientierung hingelegt (www.die-zeit.net). Die deutsche Personalberatungsfirma Kienbaum erhob in der Studie „Remuneration in Western Europe“, dass die östereichischen Topmanagern mit 484.000 Euro Jahressalär einen Stockerlplatz in Europa belegen können. Besser geht es nur noch britischen und deutschen Managern.

Am niederösterreichischen Hochkar liegen der Klimaerwärmung zum Trotz 6 Meter Schnee, in Wien gibt es Ende März nur glatte Straßen. Die ÖVP beschliesst in Kärnten eine Koalition mit dem BZÖ und konnte damit endlich einen verfassungskonformen Zustand in der Frage mehrsprachiger Ortstafeln durchsetzen. Das Umweltmusterland Österreich erreichte nach Spanien und Luxemburg doch noch einen Stockerlplatz. Mit einer deutlichen Zunahme statt einer Reduktion um 13 Prozent wurde das Kyoto-Ziels zwar klar verfehlt, der drittletzte Platz konnte dennoch belegt werden. Österreich wird wegen Begünstigung von Geldwäsche und Steuerhinterziehung auch nicht auf eine schwarze Liste der OECD gesetzt. Eine Mindestsicherung für arme Menschen, ah, nein, sicher aber, später – an dieser Stelle folgt keine Erleuchtung.

In Frankreich halten auf die Straße gesetzte Sony-ArbeiterInnen über Nacht ihren Manager fest und ArbeiterInnen in Claroix protestieren medienwirksam gegen die Schließung des Conti-Standortes. Eine Renaissance des Luddismus, der Maschinenstürmerei, oder eine Wiederentdeckung selbstverwalteter Betriebe?

Und dann hätten wir noch gerne gewusst: Wann kommt eine Besteuerung von hohem Vermögen? Wann kommt eine adäquate Besteuerung von Privatstiftungen? Wann eine Steuer auf Finanztransaktionen? Und kann mit einem Volksbegehren dem Gesetzgeber auf die Sprünge geholfen werden?

Erleuchtung ist überschätzt!

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