Skulpturen des Bankrotts haben Saison. Ob in Detroit oder vis-à-vis von Setubal im portugiesischen Alentejo.
Es müssen nicht Glasscherben und herumliegendes Mauerwerk, rissiger Asphalt und sprießende Pionierpflanzen sein, die den Hauch des Untergangs einatmen lassen. Es dürfen auch propere Häuser sein, frisch verlegte Rasenziegel, der Supermarkt, der seine Eröffnung auf den verklebten Auslagen datumslos ankündigt. H, B und so weiter oder auch zurück sind die gleichartigen Gebäude beschriftet, um den Alphabet_innen die räumliche Orientierung zu erleichtern. Mit Kindern, die dieser (Formen-)Sprache noch nicht mächtig sind, wurde bei der Planung nicht gerechnet. Doch, der planerischen Vollständigkeit halber sind vor dem Reihenhauskomplex auch Spielelemente angeordnet.
Am neuen Yachthafen, gleich neben dem Rio-Sado-Strand, stehen Restaurant-Bedienstete in der hereinbrechenden Nacht, schlürfen die Inhalte von Krebstieren. Wer keine Vorstellung vom Geräusch eines herabsausenden Fallbeils hat – hier ist die Gelegenheit! Nur an diesen Orten des Bankrotts sind Service und Kunde eins. Mit Gästen ist nicht zu rechnen.
Über ihnen thront eine betonartige Storchen-Skulpur. Ein Künstler widmete seine Storchenvariationen dem Troia-Immobilien-Investment. Wegen des diesjährigen Jahrs der Biodiversität. Hinter dem Goldgräberstadt-Ambiente plagt sich ein Jogger über den hölzernen Treppelpfad durch die Sanddünen. Betreten verboten. Immerhin brüten hier seltene Vögel. Auf den Restflächen Richtung Atlantik, die die Troia-Wasserburg ihnen gelassen hat.
Den allgegenwärtigen Video-Überwachungswahnsinn hält man auf der Halbinsel, deren Besiedlung schon zu Zeiten der Römer vorangetrieben wurde, noch nicht für notwendig. Hier sind auch keine Patroulheiros wie im gegenüber liegenden Setubal aufgepflanzt, rüstige Senioren, die ihrem Lebensabend den letzten Ordnungssinn verleihen.
Das Leben der Bürger_innen wird nicht von den Hools oder den Bettler_innen, vor denen sie die Stadt schützen wollen, in Unordnung gebracht. Die Ursache dafür liegt vielmehr da draußen vor der Stadt.
Dort, wo noch vor kurzer Zeit nicht mehr war als Dünen, Störche und Menschen, die die Zeit genossen.