Der ungarische Donautaliban teilenteignet Banken. Österreichische Banken
reagieren mit Wertberichtigungen. Was sagen dazu Zeitzeugen?
Alexander Spitzmüller, Anfang der 1920-er Jahre Gouverneur der Notenbank, forderte, „dass die Wiener Großbanken dem Wahne entsagten, sie könnten noch weiterhin ihre mitteleuropäische Position aufrecht erhalten.“
In „… und hat auch Ursach‘, es zu lieben“ schrieb Spitzmüller 1955:
„Nach meiner Ansicht waren diese Positionen in der Tschechoslowakei, in Polen, in Jugoslawien und auch in Ungarn abzustoßen, wodurch vor allem ein reichlicher Devisenbestand ins Land gekommen wäre und die Herstellung einer bescheidenen, aber doch soliden Grundlage für die österreichische Wirtschaft hätte erzielt werden können. Allerdings hätte zu diesem Behufe der übergroße Bankapparat wesentlich reduziert werden müssen, wodurch aber eben die späteren schweren Bankzusammenbrüche vermieden worden wären. Statt diese Methode einzuschlagen, strebten manche Bankinstitute danach, ihren Wirkungskreis noch auszudehnen… Meine Vorstellungen im Finanzministerium stießen in dieser Beziehung auf taube Ohren. Man erklärte es für unbegreiflich, dass ich für die Mission der altangesehenen Wiener Bankinstitute in Mitteleuropa kein Verständnis hätte.“
„Spitzmüller hat also schon zu Beginn der zwanziger Jahre die Gefahren erkannt, die in dem Expansionsstreben und der Großmannsucht des österreichischen Kreditapparates lagen. Man kann seinen Vorschlag als eine der vielen versäumten Gelegenheiten bezeichnen, die den ins Verderben führenden Weg der Finanz- und Währungspolitik der Ersten Republik säumten, es ist bedauerlich, dass er offenbar schon im engsten Kreis abgewürgt und daher in der Öffentlichkeit nicht einmal diskutiert wurde.“ (Karl Ausch, 1968)
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber es gibt Wiederholungen in der Geschichte.
„Eine systemische Krise entsteht immer auch aus systemischem Fehlverhalten.“ (Hans Rauscher, 2011)