Wer dieser Tage aufmerksam durch die Straßen Wiens spaziert, läuft ihnen über den Weg.
Plakate mit charakteristischen Grafiken und – noch seltsamer – Botschaften auf französisch. „Solidarität mit den Tiefseefischer_innen“ wird auf einem eingefordert. Ein anderes kündigt an, dass „ihre Kampagne beginnt“, [aber] „unser Kampf weiter geht“. Das nächste zeigt einen Kopf mit verbundenen Augen, offenem Mund und davor ein stilisiertes Mikro, worunter knapp steht: „Freie Information“.
Welchen Kampf führen in diesem heißen Sommer die Wiener Tiefseefischer_innen?
Verlangt die Rot-Grüne Stadtdiktatur Parkpickerl für ihre Trawler am Donaukanal? Verjagt sie die Bezirksvorstehung der Inneren Stadt auf Grund hygienischer Probleme und ungebührlicher Geruchserregung? Oder kämpfen die Wiener Berufsxenophoben gegen ausländisches Gesindel, das die Nacht zum Tag macht, und warnen vor einem nächsten Aspern?
Wir wissen es nicht.
Das Sujet „Solidarité avec les marins pêcheurs“ hat seinen Ursprung in den Pariser Student_innenunruhen im Mai 1968 und referenziert wahrscheinlich auf die tiefe wirtschaftliche Krise Anfang der 1900er-Jahre in der Bretagne, die als zweite Sardinenkrise in die französische Geschichtsschreibung einging.
Heute werden die Originalplakate auf Auktionen gehandelt und in Ausstellungen zur Geschichte des Mai 68 präsentiert.
Nicht auf Auktionen gehandelt, werden die Arbeiten des Künstler_innenprojekts Brandalism, das sich in Großbritannien „für eine Rückeroberung der visuellen Landschaft“ engagiert.
Links:
http://brandalism.org.uk „the biggest subvertising campaign in UK history“
http://www.deboulonneurs.org/ Französisches Kollektiv gegen die visuelle Verschmutzung des öffentlichen Raums