Marseille, wo die Revolution zu Hause ist: Keny Arkana

 

Die Marseillerin Keny Arkana ist nicht Wütende, ist nicht Revolte, Keny Arkana ist Revolution.

Eine spirituelle Revolutionärin, die rappt.
‚Die Revolution ist nicht das Ziel, sie ist ein Weg, eine Suche. – La révolution totale n’est pas qu’un but, c’est un chemin et une quête.‘

Mit Anfang 20 initiierte Keny Arkana im Marseiller Viertel Noailles das Kollektiv La Rage du Peuple

– Die Wut der Leute, das die Verhältnisse in den Banlieues verändern wollte und nach Vorbild der Sozialforen organisiert war. La Rage du Peuple referenziert auf den mexikanischen Zapatisten Subcomandante Marcos (La rabia del pueblo).

Angesichts der sozialen Unruhen, die sich nach dem Tod zweier Jugendlicher auf der Flucht vor der Polizei von Paris auf ganz Frankreich ausdehnten, veröffentlichte am 5. November 2005 La Rage du Peuple ein Communique, in dem zu lesen stand:

„Feuer in unseren Vierteln zu legen ist Ausdruck dafür, dass wir es endgültig satt haben, und es ist Ausdruck dafür, dass es für uns keine Zukunft gibt. Das Heute ist der Benzintropfen, der die Molotowcocktails zum Explodieren bringt.“

Die Misere der Jugendlichen in Frankreich, die keine zehn Jahre später auch die Älteren erfasst hat, wird in diesen zwei knappen Sätzen zum Ausdruck gebracht.

Die Lage hat sich, angeheizt durch die Wirtschaftskrise, weiter verschärft. Harmlose Polizeieinsätze führen zu spannungsgeladenen Situationen. Der Staat hat hier alles verloren – und setzt am Marseiller Bahnhof zur Aufrechterhaltung der inneren Sichherheit sogar Armeeeinheiten ein.
Unwillkürlich denkt eine_r an die Pariser Commune, die hier in Marseille zwölf Tage lang bestand, bis Soldat_innen auf das Volk gehetzt und mindestens 20.000 Menschen ermordet wurden.

Von diesen Verhältnissen, von alltäglicher rassistisch motivierter Polizeigewalt, von Um- und Zuständen, die kein gutes Leben zulassen, erzählen die Stücke Arkanas. Und sie rappt über den Widerstand, den kommenden Aufstand der einfachen Menschen, denen dieses System gerade einmal Luft zum Atmen gönnt.

Der Kampf ist wie ein Kreis, egal wo er beginnt, er hört niemals auf.

 

 

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