Die Besetzung Die Heilige Erschienene Frau des Kampfes

Das Afro-Brasilianische Kulturzentrum Nossa Senhora Aparecida da Luta, Curitiba, 2003.
Das Afro-Brasilianische Kulturzentrum Nossa Senhora Aparecida da Luta, Curitiba, 2003.

Diana und Lina waren als Besetzer_innen dabei, als in Curitiba (Brasilien) 1988 der erste Squat eines ganzen Stadtteils statt fand. Diese zwei Jahre durchgehaltene Besetzung im Stadtteil Xapinhal war so erfolgreich, dass in den nächsten Jahren viele weitere Besetzungen folgten.

Diana und Lina wurden in einer christlichen Basisgemeinde politisiert. Aber kann die Enteignung von Landbesitz mit christlichen Werten vereinbar sein? Die christliche Befreiungstheologie, die sich stets auf die Seite der Armen stellte, entwendete den konservativen Eliten ihre Interpretation des Christentums und unterstützte Direkte Aktionen der Expropriation. Dem ewigen Leben im Himmel setzt die Befreiungstheologie das Prinzip der Solidarität und des sozialen Kampfes entgegen.

Diana und Lina erinnern als personifiziertes Gedächtnis, wie sie sich selbst beschreiben, an die bedeutende Rolle, die Frauen in diesem sozialen Kampf einnahmen. Sie berichten auch, wie dieser Kampf ums Wohnen organisiert wurde.

Mit diesem Beitrag soll nicht nur an diese historische Stadtteilbesetzung und an sozialrevolutionäre christliche Praxen erinnert werden. Ebenso werden Einblicke eröffnet, wie soziale Kämpfe im prä-digitalen Überwachungsstaat möglich wurden. In Zeiten totalitärer Demokratien finden sich wertvolle Anregungen für Offline-Organisierung und Kommunikation.

Den Zitaten folgen meist Audio-Mitschnitte des auf Brasilianisch geführten Gesprächs mit den beiden Besetzer_innen. Übersetzungen sind immer auch Eingriffe. Diese wurden so behutsam wie möglich vorgenommen. Um die Beiträge zu kontextualisieren, wurden Ergebnisse der Soziologin Celene Tonella, die intensiv zur Frage urbaner Kämpfe für die Stadt für Alle forschte, in den Text eingearbeitet.

Curitiba beschreibt sich selbst als eine Erste-Welt-Metropole, eine moderne, ökologische Stadt, berichtet die Soziologin Celene Tonella. Aber Curitiba ist auch eine Stadt der krassen Gegensätze. Der wohlhabenden Gated Communities mit ihren Shopping Malls und Event Centers, beschützt von der Polizei und privaten Securities, und wohl repräsentiert in der kommunalen Verwaltung und im lokalen Stadtparlament. Für arme und sehr arme Menschen, für die gutes Wohnen und ausreichend Essen einen kaum erreichbaren Luxus darstellen, hat die Politik trotz gegenteiliger Darstellung nichts übrig. 1988 bis 1992 erlebte Curitiba eine Welle großer Stadtteilbesetzungen. Danach wurde ihre Zahl geringer, um rund um den Jahrtausendwechsel wieder stark anzusteigen. Ende der 1990er-Jahre gab es in Curitiba 254 Besetzungen durch 13.000 Familien.

Lina und Diana, Aktivistinnen einer kirchlichen Basisgemeinde (CEB – Comunidades Eclesiais de Base) erzählen die Geschichte ihrer Besetzung eines ganzen Stadtteils in der brasilianischen Großstadt Curitiba: Ein zwei Jahre dauernder Kampf für ein gutes Leben für Alle. Die Besetzung von Diana und Lina und ihren Familien startete am 8. Oktober 1988.

Die Soziologin Celene Tonella beschreibt in ihrer Arbeit Zwei Jahrzehnte der urbanen Besetzungen in Curitiba. Welche Wohnoptionen bleiben letztlich armen Arbeitenden? die Radikalisierung von Menschen, die sich autonom organisieren: Am Anfang mit dem Traum von kapitalistischen Kaufoptionen bis zur letztlich erfolgreichen Strategie der Enteignung der Besitzenden. Die Besetzung im Stadtteil Xapinhal nahm ihren Ausgang mit 16 Gruppen aus verschiedenen Quartieren, die sich organisierten und ihre Lage analysierten. Sie forschten nach und fanden heraus, dass es trotz der miserablen Wohnverhältnisse rund 1.000 Hektar brach liegendes Land in Curitiba gab.

Zwei Schritte und ein Gebot: Analyse, Handeln und Klandestinität

O-Ton Diana [Audio]:
„1985 trafen wir uns, um unsere Lage zu diskutieren. Wir erhoben, wo uns am meisten der Schuh drückt. Das Ergebnis: Unser aller Problem waren das Wohnen und die teuren Mieten. Wir begannen an einer Lösung zu arbeiten. Zuerst dachten wir nicht an eine Besetzung, sondern an den legalen Kauf von Grundstücken. Doch bald mussten wir erkennen, dass der Erwerb von Land an unseren finanziellen Verhältnissen scheitert. Zwei lange Jahre wurde diskutiert, bis wir uns zu einer Stadtteilbesetzung entschieden. Wir gründeten verschiedene Arbeitsgruppen. Eine davon suchte Land, das sich für eine Besetzung eignen würde. Die Entscheidung fiel auf ein Überschwemmungsgebiet, auf dem nur Schlangen und Skorpione lebten. 400 Familien erklärten sich bereit, an der Besetzung teilzunehmen. Das Datum der Inbesitznahme wurde streng geheim gehalten. Nur der engste Kreis wusste davon. Damit wurde verhindert, dass die Polizei durch eine undichte Stelle informiert hätte werden können. Am Abend des 8. Oktober 1988 war es so weit. Wir saßen mit unseren Gruppen im Finsteren. Gegen 22 Uhr kam das Signal: Heute ab null Uhr startet der Squat. Es wurde entschieden, dass Kinder nicht an der Besetzung teilnehmen dürfen. Dann kamen die Lastwagen, die uns zu unserem Land bringen sollten.“

Celene Tonella datiert erst den 9. Oktober, den Tag der Besiedlung des Geländes, als Start der Besetzung. Die Widersprüchlichkeit ist einfach erklärt: 24.00 Uhr des vergangenen Tages entspricht 00.00 Uhr des neuen. Auch Tonella berichtet von einer Strategie der strikten Geheimhaltung, um eine polizeiliche Räumung „in flagranti“ zu verhindern. Nur die Koordination der Bewegung für Wohnungen (coordenação do movimento pela moradia) war in vollem Umfang informiert.

O-Ton Lina [Audio]:
„Niemandem wurde der genauere Plan der Besetzung mitgeteilt. Während der gesamten Organisationsvorbereitung ging es darum, nicht von Besetzung, oder wie es manchen nennen, Invasion, sondern von einer Reise zu sprechen. Es hieß: ‚Wir machen eine Reise.‘ Wir wurden von geschlossenen LKWs, in die niemand hinein schauen konnte, abgeholt. Dann fuhren wir kreuz und quer durch die Stadt. Dabei hatten wir 3 Laufmeter schwarze Plastikplane und Holzstangen, mit denen wir unsere improvisierten Zelte aufbauen konnten. Wer hatte, durfte auch eine leichte Matratze mitnehmen.“

Sozialrevolutionäre Seelsorge

O-Ton Diana [Audio]:
„Wir wurden orientiert durch die Bibel. Die katholische Kirche hat unserer Gemeinschaft geholfen. Wir hatten auch Unterstützung durch Karmeliter, Pfarrer Miguel aus der Nachbarschaft. Aber auch von Pastoren der evangelischen Kirche und Mitgliedern der PT (Anm.: Partido de Trabalhadores, Arbeiterpartei, die 1988 noch einen sozialrevolutionären Anspruch hatte). Zusätzlich hatten wir auch großartige internationale Unterstützung zum Beispiel von World Vision. Wir verglichen unsere „Reise“ mit dem Exodus des Volkes Israel aus Ägypten. Daran richteten wir uns während der zwei Jahre dauernden Besetzung auf.

Der 8. Oktober wurde bewusst gewählt. Am 10. Oktober ist der Feiertag der brasilianischen Schutzheiligen Nossa Senhora Aparecida. Mit dem 8. Oktober wurde für die Besetzung ein langes Wochenende gewählt, an dem die Behörden nicht reagieren konnten. Alle Squatter_innen bekamen Spitznamen wie Zähnchen oder Haarspange, erzählen Lina und Diana. Die Verwendung von Klarnamen war strikt untersagt, damit spätere Identifizierungen und Repression nicht möglich waren. Daran wurde auch festgehalten, als Verhandlungen mit Politik, Behörden und Banken begannen. Außerdem war es mit nick names unmöglich, dass Verhandlungsteams oder einzelne Personen unter Druck irgendwelche Erklärungen unterschreiben konnten.

Tonella berichtet, dass bereits zwei Tage später die Zahl der Familien auf 600 anwuchs, obwohl die Medien über die Besetzung nicht berichteten (Anm.: 1988 war lange vor Mobiltelefonie und Social Media). Acht Lager okkupierten 441.000 m2. Diese Lager setzten sich aus 100 bis 380 Familien zusammen. Jede zwanzigste Familie wählte eine Sprecher_in. Ein Informationsbüro sorgte dafür, dass einerseits die Gruppen nicht zu groß wurden und andererseits, dass Informationen zentral verteilt wurden. Aus den acht Lagern wurden wiederum 54 Delegierte in die Allgemeine Koordinierung der Siedlung von Xapinhal entsendet.

O-Ton Diana [Audio]:

Die Nachricht vom Squat verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Ständig kamen LKWs von überall her. Die neu Hinzugekommenen hatten nicht das Organisationsbewusstsein wie wir. Das machte die Besetzung schwierig. Gleichzeitig wurden wir ständig zahlenmäßig größer und stärker. Es war ein Vorteil und ein Nachteil. Einige von uns kündigten ihren Job, um die neuen Squatter_innen zu organisieren. Diese reagierten aber oft misstrauisch und vermuteten, dass wir sie reinlegen und dominieren wollten. Ihnen fehlte einfach ein Parteibewusstsein.

Kurzzeitig eskalierte die Situation

O-Ton Diana [Audio]:
Politiker versuchten, die Besetzer_innen für ihre Zwecke zu vereinnahmen. Es gab sogar eine Nacht, wo die Unorganisierten auf unsere Anführer_innen einschlugen. Sie vertrauten noch immer auf die Lösungsmacht der Politik, anstatt ein Vertrauen in die eigene Stärke, in die eigene Organisation zu entwickeln.“

Die Besetzung Sítio Cercado hatte nach Tonella vor allem das Ziel, Druck auf Politik und Öffentlichkeit zu erzeugen, 1988. Auch heute noch werden Besetzer_innen als Schwarze-Planen-Menschen bezeichnet.
Die Besetzung Sítio Cercado (1988) hatte nach Tonella vor allem das Ziel, Druck auf Politik und Öffentlichkeit zu erzeugen. Auch heute noch werden Besetzer_innen als Schwarze-Planen-Menschen bezeichnet.

In Curitiba war im Herbst 1988 Wahlkampf. Die Squatter_innen nutzten alle erdenklichen strategischen und taktischen Mittel, um die Besetzung zum Erfolg zu führen. Wahlwerbenden Politiker_innen wurden Garantieerklärungen abgepresst. Und so kam es auch zu Finanzierungsverhandlungen, die das besetzte Land in reguläre Verträgen überführen sollten.

O-Ton Diana [Zitat]:
Ich kann mich erinnern an einen Tag mit viel Regen. Das Verhandlungsteam hatte Verhandlungen mit der lokalen Sparkasse. Die Begrüßung war überaus kühl und distanziert. Für das Gespräch wäre ein Termin mit dem Bankdirektor notwendig. Als der Termin gekommen war, die Besetzer_innen waren euphorisch und freuten sich auf eine positive Zusage, wurde uns mitgeteilt, dass der Direktor eine plötzlich notwendige Kieferoperation gehabt hätte. Die Leute im Lager hatten keine Arbeit. Sie waren hungrig, den ganzen Tag im Freien und völlig durchnässt. Ich kann mich erinnern, wir stiegen aus dem Bus und die Leute beteten, beseelt von ihrem Glauben. Doch wir hatten keine gute Nachricht, gar keine. Wir waren in einer schwierigen Situation, aber das konnten wir so nicht erzählen. Wir waren die Verhandlungsgruppe. Die Leute vertrauten uns. Wir konnten sie auch nicht belügen. Spontan entschossen wir uns, die Situation zu beschönigen. Die Leute waren verängstigt und die Gefahr, dass viele aufgeben könnten, war gegeben.

Eine Strategie staatlicher Repression ist es, Gewaltdrohungen auszusprechen. Für den Squat Xapinhal gab es einen polizeilichen Räumungsbefehl. Eine andere Strategie ist Hinterlist und Tücke.

O-Ton Diana [Audio]:
„Vorher sagten sie, geht doch auf die andere Seite. Damit wir das Gelände für euch zusammenräumen können. Sie sagten, es ginge nicht darum, die Leute von hier weg zu bekommen. Es solle einfach schöner für euch sein, sagten sie, dann könnt ihr wieder zurück. Wir sind aber nicht gegangen. Wären wir gegangen, hätten wir nie wieder über die Absperrung zurück gekonnt. Nach zwei Jahren, wo wir hier saßen, wurde es erst möglich, in ernst gemeinte Verhandlungen mit den vielen Eigentümer_innen einzutreten. Wir wollten das ganze Land. Deshalb war es notwendig, mit allen Eigentümer_innen zu verhandeln. Es war ziemlich schwierig. Aber wir waren erfolgreich. Wir hatten unsere Häuschen, die drei mal sechs Meter groß waren, bis zum Ende der Verhandlungen. Alle durften nur Häuser bis zu exakt dieser Größe haben. Damit wurde sicher gestellt, dass im Falle einer Räumung die Leute nicht alles verlieren.“

Die Besetzung als Ort der Selbstorganisation

O-Ton Diana [Audio]:
„Wir entschieden uns, eine kleine Ziegelei zu gründen, um billiger zu Baumaterial zu kommen. Aber die Ziegelei war nicht sehr effizient. Trotzdem kam jede_r auf seine Art dazu, sein Haus zu bauen. Und bis heute wird verbessert und weiter ausgebaut.“

Die Besetzung von Xapinhal löste einen Schneeballeffekt (C. Tonella) aus. In unmittelbarer Nähe zu Xapinhal entstanden die Stadtteilbesetzungen Jardim Cristo Rei durch 490 Familien (November 1990), Jardim Natal durch 510 Familien (Dezember 1990) oder die Besetzung Vila Osternak durch rund 400 Familien. Diese Episode der Welle von Stadtteilbesetzungen wurde als Besetzung Nummer 2 der Vereinigung von Xapinhal bekannt. Im September 1991, die erste Besetzung in Xapinhal war zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgreich „legalisiert“, und die Bewegung konnte erfolgreich in die Stadtplanung von Curitiba intervenieren, startete die Besetzung von Ferrovila. Die Presse der herrschenden Klasse war alarmiert: „Invasion. 3.500 Familien besetzen fünf Gebiete in Curitiba“. Dieser Alarmzustand hatte einen triftigen Grund. Während die bisherigen Besetzungen sich auf die Peripherie von Curitiba beschränkte, drang die Besetzung Ferrovila ins Zentrum der Stadt. Sie erstreckte sich auf einer Länge von 14 Kilometern quer durch die sogenannten attraktivsten Viertel der Stadt. Kaum einen Monat später reichten die Grundeigentümer_innen Klage ein. Im Dezember erließ das Gericht einen polizeilichen Räumungsbefehl. Doch welche Polizei kann 3.500 Familien räumen? Die Besetzung blieb stabil.

Der weitere Verlauf

Danach nahmen die Besetzungen ab, um die Jahrtausendwende begannen sie aber wieder zu florieren. Ende der 1990er-Jahre gab es in Curitiba 254 Besetzungen durch 13.000 Familien. Mit den 2000er Jahren startete die Extremisierung der Staatsgewalt, die durch den globalen Finanzcrash 2007/2008 einen mächtigen Anschub erfuhr. Von diesen Entwicklungen der staatlichen Extremisierung konkret betroffen war zum Beispiel die besetzte Siedlung Campo Comprido. Das Campo Comprido wurde von 6.000 Personen bewohnt und im September 2008 besetzt. Einen Monat später räumten tausend Angehörige von Sonderkommandos der Staatsgewalt (tropas de choque, berittene Polizei und Militärpolizei) mit bis dahin ungekannter Gewalt die Besetzung. Die Anwendung exzessiver Gewalt wurde vom Sekretariat für Öffentliche Sicherheit bestätigt, ohne sich davon zu distanzieren („O próprio secretário não descartou a violência usada, já que afirmou que as outras reintegrações de posse ’não foram tão violentas‘ „, C. Tonella) Dem staatlichen Extremismus konnte auch die außerparlamentarische Bewegungen nicht wirksam entgegen treten: Ein Jahr zuvor hatten die Sozialen Bewegungen für Wohnungen und gegen die Kriminalisierung des Kampfes für Wohnungen in einem öffentlichen Brief den Verzicht auf gewaltsame Räumungen und eine Auflösung der polizeilichen Sondereinheit für Zwangsräumungen gefordert.

„You can’t evict a movement“, lautet ein Slogan, der auf Erfahrungen antiautoritärer Kämpfe, wie zum Beispiel diesem in Curitiba aufbaut. 2009, ein Jahr nach der brutalen Räumung des Campo Comprido, stieg die Zahl der Squatter_innen in Curitiba von 172.773 auf 207.652. Zur gleichen Zeit lebte rund ein Viertel aller Bewohner_innen in Favelas, wie Elendsviertel in Brasilien bezeichnet werden.

Wir haben alles erkämpft

O-Ton Diana [Audio]:
„Die Leute diskriminieren uns immer noch als Faveladas. Sie haben keine Ahnung, wie wichtig diese Besetzungsgeschichte für uns ist. Uns wurde nichts geschenkt. Wir haben alles erkämpft und erschwitzt.“

O-Ton Lina [Audio]:
„70 Prozent der Personen, die heute Teil der CEB sind, sind erst später hinzu gekommen. Sie haben von den vielen, die wegzogen, gekauft. Also, die Geschichte ist am Sterben. Manchmal frage ich mich, wir dürfen diese Geschichte nicht sterben lassen. Ein anderes wichtiges Detail, das nicht in Vergessenheit geraten darf, ist die Beteiligung der Frauen. Ich würde sagen, dass 70 Prozent der Teilnehmer_innen an der Stadtteilbesetzung und an der allgemeinen Organisierung Frauen waren. Als die Männer Lohnarbeit nachgingen, haben die Frauen die Stellung gehalten. Tag und Nacht. Die meisten Teilnehmer_innen waren Frauen.“

Die Basisgemeinde errichtete später ihre eigene Kirche und nannte sie nach dem Namen der Stadtteilbesetzung Nossa Senhora Aparecida da Luta – in etwa: Unsere Heilige Erschienene Frau des Kampfes.

Hinweise:
Die Verwobenheit von sozialer Revolution und Christentum hat in Brasilien eine lange Tradition, und es wäre zu kurz gegriffen, sie alleine auf die christliche Befreiungstheologie zurückzuführen. In Millenarian Rebels: Prophets and Outlaws – Os Cangaceiros wird auf die zwei Protagonisten Antonio Conselheiro und Pater Cicero hingewiesen, die im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert in der Sertão im nordöstlichen Brasilien lebten. Während Pater Ciceros Ziel die Implementierung christlicher Wertvorstellungen in vorhandene gesellschaftliche Strukturen war, war Antonio ‚der Berater‘ Conselheiros Ziel, den Umsturz der existierenden Gesellschaft zu erreichen. Conseilheiro glaubte daran, dass die Hand Gottes die bestehende Ordnung zerstören und an ihrer statt das Reich Gottes auf Erden verwirklichen würde. Eine spannende Story, fernab einer romantisierten Robin-Hood-Rezeption der Cangaços. Nachzulesen per Download hier https://theanarchistlibrary.org/library/os-cangaceiros-millenarian-rebels-prophets-and-outlaws

Die Audio-Mitschnitte entstanden im Jänner 2003 im Rahmen einer Bildungsreise von weltumspannend arbeiten.

Auf Anfrage übermittle ich an linke bzw. antiautoritäre Medienprojekte gerne den gesamten O-Ton.

Links:
Der Beitrag Duas décadas de ocupações urbanas em Curitiba. Quais são as opções de moradia para os trabalhadores pobres, afinal? Two decades of urban occupations in Curitiba. What are the housing options for poor workers? von Celene Tonella kann hier abgerufen werden https://revistas.pucsp.br//index.php/metropole/article/view/5932/4285

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