Nach dem Appell hielten wir eine Gedenkminute für die in Kärnten gefallenen Kameraden ab; den Appell beendeten wir mit dem Gruß: „Smrt fašizmu!“ (Tod dem Faschismus). Danach rasierten und wuschen sich die Burschen, reinigten Waffen und Kleidung. Genosse Bor fragte Kommissar Milan, was das bedeuten solle.
„Die Burschen treten in Aktion“, entgegenete Milan. „Vor der Aktion richten sie sich immer sauber her. Heute noch wollen sie etwas ‚zum Einsturz bringen‘.
Tanja Prušnik, Enkelkinder von Karel Prušnik-Gašper und Student_innen übertrugen für diese Installation den slowenischen und deutschen Text auf eine Acrylfolie, die über zehn Kilometer zwischen Lobnik/Lobnig, dem Herkunftsort Karel Prušnik-Gašpers, und dem Peršmanhof, der von den Nazis ausgerottet wurde, aufgespannt war.
In der Freirauminstallation Erinnerungsschleife | po poteh spominov UTOPIA gnp2 reproduziert die Künstlerin und Architektin Tanja Prušnik die aufgeschriebenen Erinnerungen ihres Großvaters Karel Prušnik-Gašper. Karel Prušnik-Gašper, Slowene und Partisan im Kampf gegen den Nationalsozialismus hielt in seinem Buch Gämsen auf der Lawine seine Erinnerungen an den Widerstandskampf in den slowenischsprachigen Regionen des heutigen Österreichs und Sloweniens fest. 1958 erschien die slowenische Originalausgabe Gamsi na plazu in Ljubljana. Erst 1980, kurz vor dem Ableben Karel Prušnik-Gašpers die deutschsprachige Übersetzung die Erinnerungen des Widerstandkampfs.
Noch bis 4. März ist diese Installation im Pavel-Haus, Pavlova hiša, in Laafeld/Potrna, ( http://www.pavelhaus.at , leider keine verschlüsselte Verbindung) im slowenischsprachigen Teil der Steiermark, zu sehen. Am 28. Jänner 2022 findet anläßlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags ein Vortrag der Historikerin Brigitte Entner über die Kärtner Partisan_innen statt. Am 11. Februar gibt es eine Lesung aus dem Buch.
Und vielleicht wird auch aus jener Stelle gelesen, wo über die siebzehnjärige Partisan_in Marjetka berichtet wird, die sich „voll Ausdauer mit ihrer schweren Last emporarbeitete, und fragte sich, wie zum Teufel sie das aushielt“ […] Wenn es auch noch so kalt war, klopfte sie mit ihren blauen steifen Fingern so lange auf die Tasten der Schreibmaschine [Anm.: Transkripte von antifaschistischen Radionachrichten, Flyerproduktion], bis ihr die Hände gänzlich erstarrten. Wenn es möglich war, spalteten wir für sie dünne Späne, die keinen Rauch erzeugten, und machten Feuer. Viel Wärme spendeten die kleinen Flammen natürlich nicht, sie verpesteten nur den Bunker. Ein klein wenig erwärmte sie sich aber doch, und ihre Finger tauten auf.“
Kurzzusammenfassung des Buches Gämsen auf der Lawine ( Gemsen auf der Lawine, erhältlich im Wieser Verlag, Celovec/Klagenfurt):
Karel Prušnik-Gašper erzählt in dem Buch die Geschichte der Unterdrückung der Slowen_innen in Kärnten von der K.u.K-Monarchie, über die Kontinuitäten des christlich-sozialen Austrofaschismus, der Germanisierunghttps://ausstellung.de.doew.at/chapter8.html der Slowen_innen und ihrer Besitztümer, der mit der der Abstimmung 1920 weiter an Fahrt aufgenommen hat, weiter zu den Nazis.
Karel Prušnik-Gašper und seine Gefährt_innen ahnten früh, was sich anbahnt. 1934 erbeuteten sie bereits von der klerikal-faschistischen Staatsmacht Waffen, brachten sie in sichere Verstecke in den Bergen und holten sie hervor, als die Zeit reif war, für den bewaffneten Widerstand. Karel Prušnik-Gašper hält frühe Desertionsberichte fest, den so genannten Grünen Kadern, wie diese politisiert werden konnten und für die Sache der Partisan_innen gewonnen werden konnten. Beschrieben werden die vielfältigen Positionen der Kämpfer_innen, Christ_innen, selten noch Kommunist_innen, Antifascht_innen oder Menschen mit ‚anarchistischen Tendenzen‘ und die Kommunistische Partei Österreichs wird wegen Positionen und Strategie immer wieder heftig kritisiert.
Karel Prušnik-Gašper erzählt von seinen Zeiten in der Grazer Karlau (Gefängnis bis heute), der Unterstützung der Menschen auf den Höfen und in den Betrieben in der slowenischsprachigen Region, ohne die der Partisan_innenkampf wahrscheinlich nicht seine Wirkmacht entfalten hätte können, über Konspiration und wie der Widerstand ’nationalisitischer Unduld‘ zum Trotz grenzenlos weiter getragen werden konnte.
Das liest sich alles spannend, die Sprache ist der heutigen Zeit entrückt, die Fülle an Namen, sowohl von Personen als auch an kleinräumig topographischen, machen das Buch eher schwer lesbar und nicht einfach nachvollziehbar.
Die Seite des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands ist, wie so oft, eine Fundgrube:
https://www.doew.at/suche?query=k%C3%A4rnten+slowenen+partisanen&newsearch=10 . Die selbe Suche auf https://ausstellung.de.doew.at/index.php liefert teils andere Ergebnisse.
Wie die Trefferliste zeigt ist diese Geschichte deutschnationalistischer Gewalt und Unterdrückung längst nicht vorbei.
Zur Situation der slowenischsprachigen Menschen in der Steiermark schreibt das Pavel-Haus, Pavlova hiša:
„Die Zuerkennung des Volksgruppenstatus läßt bis heute auf sich warten. Auf dem Gebiet des Bundeslandes Steiermark gab es immer schon Menschen, deren Muttersprache slowenisch war. Die im Pavel-Haus gezeigte Schautafelausstellung führt durch die Geschichte einer vergessenen, aber existenten Minderheit in der Steiermark bis zum heutigen Tag.“
Während der Nazi-Terror „Macht mir Kärnten wieder einsprachig“, verkündete die untergegangene Führer-Sonne der FPÖ: „Kärnten wird einsprachig“.https://www.derstandard.at/story/2000131241013/was-friedhoefe-ueber-das-kaerntner-slowenische-erzaehlen-koennen
Sie wird auch in Zeiten der Pandemie und ihrer rechtsextremen Fackelmärsche im Wortsinne wieder virulent siehe hier in einem twitter-thread: https://nitter.eu/Gregor_Wakounig/status/1370069318650769416
Oder aber, wenn sich der Staat Österreich abmüht, so zu tun, als ob der Antifaschismus von Kärntner Slowen_innen nur eine historische Anekdote wäre. Siehe hier. https://jungle.world/artikel/2020/43/tod-dem-fasizmu
Die Folgen des letzten Satz in der jungle.world „Smrt fašizmu!“ können hier nach gelesen werden. Der Regierungschef der Slowenischen Republik, bekennender Sympathisant rechtsextremer Organisationen, ist empört. Und gerne empören sich mit ihm Funktionär_innen des österreichischen Staats https://kaernten.orf.at/stories/3070845/
Links:
Website von Tanja Prušnik https://www.prusnik.com
Eine antifaschistische Unterkunftsmöglichkeit wenige Kilometer entfernt https://www.hollerhof.at