Eine farbige Frau, eine Spitzenterroristin – Assata Shakur


Assata Shakur hat es als erste Frau auf die FBI-Liste der meistgesuchten Terroristen* ‚geschafft‘. Für ihre Ergreifung wird ein Kopfgeld von zwei Millionen Dollar ausgesetzt. Die Gründe dafür sind wahrscheinlich nicht in ihren militanten Aktivitäten begründet. Wie salon.com vermutet, ist Assata Olugbala Shakur (Assata – sie, die kämpft, Olugbala – für die Menschen, Shakur – die Dankbare) ein Beispiel der fortwährenden Repression gegen die US-amerikanische Black Power-Bewegung.

Assata Shakur beschreibt sich selbst als eine ‚entflohene 20. Jahrhundert-Sklavin*‘. Der Historiker H. Bruce Franklin sieht in Shakur eine revolutionäre Kämpferin* gegen den Imperialismus.
Assata Shakur war zunächst Mitglied der Black Panther und schloss sich danach der marxistischen Untergrundbewegung Black Liberation Army an, die (auch) mit Gewalt einen afrikanischen Staat in den USA errichten wollte. Vor genau 40 Jahren geriet sie mit zwei anderen im Bundesstaat New Jersey in eine Polizeikontrolle. Der Ausgang: Einer ihrer Begleiter* und ein State Trooper* starben. Assata Shakur wurde durch einen Schuss in den Rücken schwer verletzt. Vier Jahre später verurteilte sie ein Gericht, dem ausschließlich Weiße angehörten, wegen Mordes an dem Polizisten zu lebenslanger Haft. Zwei Jahre später gelang ihr eine Aufsehen erregende Flucht aus dem Gefängnis, die sie über Mexiko nach Kuba führte. Auf der ‚kommunistischen‘ Insel wurde ihr politisches Asyl gewährt.

Die überzeugte Christin Assata Shakur ist kein Einzelfall in der US-amerikanischen Justizgeschichte und ihres Umgangs mit Native Americans*, Hispanics* und African Americans*.
Laut der Webseite http://afrocubaweb.com/ konnten Shakur mit einem Paraffintest keine Schmauchspuren (typisch nach Schusswaffengebrauch) nachgewiesen werden. Die Untersuchungen ergaben, dass sie ihre Hände erhoben hatte, als sie angeschossen wurde.

Assata Shakur steht aber auch für den tiefen Riss, der sich durch die US-amerikanischen Gesellschaft zieht, dem wachsenden Graben zwischen dem farbigem und dem weißen US-Amerika und der Repression gegen African Americans:

  • 1995 musste das Manhattan Community College nach einer heftigen Kontroverse den Namen des Shakur-Stipendiums ändern.
  • 2006 wurde New Yorker City College angewiesen, das Guillermo Morales/Assata Shakur Community and Student Center umzubenennen.

Die Destablisierung der ‚Achse des Bösen‘ gewinnt durch diesen staatlichen Aufruf zur (Ver-)Schlepperei weitere Dynamik. Die Junge Welt verweist auf einen anderen Zusammenhang:

„Die verschärfte US-Kampagne gegen Kuba steht offenbar auch im Zusammenhang mit den für Ende Mai geplanten weltweiten Aktionstagen für die Freiheit der fünf in den USA verurteilten und festgehaltenen Kubaner, die antikommunistische Terrorgruppen in Miami unterwandert hatten, um Anschläge in ihrer Heimat zu verhindern. Das Internationale Komitee für die Freiheit der »Cuban Five« will vom 30. Mai bis 6. Juni in Washington auf deren Lage aufmerksam machen.“

Einer der fünf ist seit gestern nach einer Verpflichtung zur Zurücklegung der US-Staatsbürger*schaft frei (siehe Links).

Links:
Homepage von Assata Shakur http://www.assatashakur.org/
New Jersey and the Nazis http://afrocubaweb.com/assata4.htm
Assata Shakur in der taz https://www.taz.de/Erste-Frau-auf-US-Terrorfahndungsliste/!115724/
Assata Shakur in Junge Welt http://www.jungewelt.de/2013/05-04/061.php
René González has been given permission to remain in Cuba http://www.freethefive.org/updates/Comuniques/COReneFree50313.htm

Hinweis: Die rechtliche, moralische oder philosophische Beurteilung, Rechtfertigung oder Verurteilung von Gewalt ist nicht Inhalt dieses Posts. Erörtert wird an dieser Stelle der staatliche Umgang mit möglicherweise strafverdächtigen* politischen Aktivist_innen, gestellt wird weiters die Frage nach institutionellen Rassismus bei der Strafverfolgung.

uebers meer