An beinahe jeder Ecke findet sich in der Stadt Wien ein Detail, das auf die antisemtische und nazistische Vergangenheit hinweist. Aber nur wenige sind so prominent und derart penetrant sichtbar wie das Lueger-Denkmal.
Einer Kunstaktion, die das Karl Lueger-Denkmal zur Schande der Stadt erklärte, ist es zu verdanken, dass nun Bewegung in die Debatte zu kommen scheint, wie es entfernt werden soll.
Sprengen? Stürzen? Abfackeln? Oder von Ururur-Enkel_innen Cher Amis, der antifaschistischen Taube, einkoten lassen und so dem langsamen Verfall preisgeben?
Die Wiener Politik-Verantwortlichen wirken in der Diskussion, wie mit einem Denkmal für den fanatischen Antisemiten Karl Lueger umgegangen werden soll, ratlos, von feige bis auffällig willenlos.
Wenn irgendwo auf der Welt ein Kraftfahrzeug in eine Gruppe von Menschen fährt, steht sofort der Terror-Verdacht im Raum. Nicht so, wenn rechtsextreme Lueger-Huldiger mit einem Auto in eine Gruppe von Antifas fährt und eine Antifaschist_nach mehreren Metern auf dem Boden landet, wie in der Nacht von Montag auf Dienstag geschehen (Der Standard berichtete. Die antifaschistische Aktivistin blieb offenbar unverletzt).
90 Jahre nach den Verbrechen des Austrofaschismus‘, 80 Jahre nach den Nazi-Gräueln werfen so genannte Bürgerliche den antifaschistischen Grundkonsens der Nachkriegszeit auf den Misthaufen ihres demokratischen Kapitalismus.
Wer sich in der Mitte wähnt, in der Mitte zwischen Antifaschismus und Faschismus, ist demnach halb antifaschistisch und halb faschistisch. Das ist diese neue Form des Extremismus, der Extremismus der Mitte, wie er in den heutigen autoritären Strömungen in vielen Region erschreckenderweise zu beobachten ist.
Eine konsequente antifaschistische Haltung muss radikal sein, d.h. sie muss das Problem des Antisemitismus, im Wortsinn von radix, an der Wurzel packen. Das ist kein Extremismus.
Wer das nicht versteht, hat aus der Geschichte nichts gelernt.