oder warum fühle ich mich beim Einkauf bei Billa oft bloß so betrogen?
Die Billa-Kassierin ist hierzulande schon sprichwörtlich. Billa-Kassierin steht stellvertretend für schlecht bezahlt, ungute Arbeitszeiten, streng kontrolliert, hohen Arbeitsdruck und mieses Ansehen – kurz: sie ist ein Synonym für das neue Prekariat.
Wird in Wien ein Billa-Laden betreten, ziemlich egal welcher, kann das schlechte Arbeitsklima förmlich ergriffen werden.
Antonio Fian, bekannt für seine Dramolette, nimmt in der aktuellen Standard-Wochenendausgabe den Rewe-Konzernaktionismus zum Anlass: Hl. Billa.
Zwei Managertypen saßen da wochenlang locker im Werbefernsehen. Sie hätten über ihre oststeirische Regalbetreuerin plaudern können, die jeden Tag um drei Uhr frühmorgens ihr Tagewerk beginnt, während es taghell ist, Regale betreut und spätabends wieder in ihr Joglland zurückkehrt, um die Hausarbeit zu erledigen. Dafür erhält sie nicht viel mehr als 1.000 Euro, und das können schon die Markenklamotten oder der Schulschikurs für die Kids sein. Und weil die Billa-Kassierin froh darüber ist, wenigstens den Job zu haben, sich wenigstens ein wenig von dem Luxus leisten zu können, von dem alle träumen und deshalb loyal ihren Teil zum hervorragenden Konzernergebnis beiträgt, denken sich die zwei Managertypen, dass Rewe dem Land, das sich in Wirklichkeit den Papst verdient hätte, mal was zurückgeben kann, zum Beispiel einen Marien-Feiertag.
Eine tolle Idee: Billa-Mitarbeiterinnen bekommen am Feiertag arbeitsfrei!
Als Anerkennung für ihre Leistungen während des Kalenderjahres haben am katholischen Feiertag alle Billa-Kassierinnen arbeitsfrei. Sozialpolitik vom Feinsten!
Tatsächlich waren nicht alle von Rewe gleich fleißig, und so mussten die vom Penny-Markt und Merkur noch schauen, dass sie 2007 auch ihr Betriebsergebnis schaffen.
Von einem Heiligen erwarte ich mir bestimmte Eigenschaften.
Zuerst soll er ein Mann sein. Aber niemand kann mir sagen, ob es der Billa oder die Billa heißt.
Und dann sollte er gütig sein. Die Güte vom Billa hat aber in den letzten Jahren stark nachgelassen. Sieht man sich in der Gemüseabteilung um, weiß ich oft nicht, ob ich einen Blick in die Biotonne werfe. Angefaulte Tomaten und Zwiebel, vergammelter Salat. Kaffee, dessen Ablaufdatum schon ein halbes Jahr her ist, wird um 50% ermäßigt angeboten.
Es grenzt fast an ein Wunder, dass ein derartiger Trödel positiv bilanzieren kann. Aber Beinahe-Wunder reichen nicht für eine Heiligsprechung. Das Wunder überkommt mich immer erst an oder nach der Kassa, wenn ich nachdrücklich den Kassabon eingefordert habe. Fast jedesmal findet sich auf dem Laufband ein Produkt, das ich gar nicht wollte. Statt Dosentomaten um € 0,29 hab ich da Dosentomaten um € 0,89. Statt Kaffee im Angebot erstehe ich Kaffee zum Normalpreis. Der Käse ist mehr als doppelt so teuer. Wie das?
Die Regalbetreuerinnen bei Billa arbeiten hart und wahrscheinlich entsprechend den Konzernvorgaben. Das Sortiment wird regelmäßig brav umgeschlichtet. Die teuren Dosentomaten stehen schon seit Wochen dort, wo sonst immer die um 29 Cent standen. Der Kaffee im Angebot ist erst ab nächster Woche im Angebot. Das steht klar und unmissverständlich in 5 Punkt-Schrift auf dem Schild. Und der Käsepreis gilt nur für Club-Mitglieder.
Warum fühle ich mich beim Einkauf bei Billa oft bloß so betrogen? Ein Heiliger sollte wenigstens ehrlich sein.