Denken Sie an ein Werkzeug. Denken Sie an eine Farbe.
Haben Sie an einen Hammer gedacht und an die Farbe „Rot“? Angeblich funktioniert diese Assoziationskette bei fast allen Menschen.
Green IT ist gerade in aller Munde und meint damit v. a. Einsparpotenziale beim Stromverbrauch elektronischer Bauteile oder CO2-neutrale Rechenzentren. Die gerade laufende Klimaschutzdiskussion lässt für viele ProduzentInnen die Etikette „Grün“ marketingtechnisch vorteilhaft erscheinen.
Soenke Zehle titelt in der Zeitschrift c’t, Ausgabe 5/2008, mit „Etikettenschwindel Green IT“. Im Blattinneren wird dann erklärt, warum: Der Abbau der notwendigen Rohstoffe (v.a. Metalle wie Kupfer und Coltan) führen in den Abbau-Ländern des Südens zu enormen sozialen Verwerfungen, gesundheitsgefährdende Chemikalien bei der Produktion schädigen die ArbeiterInnen ebenso wie die selbstredend gewinnbringende Entsorgung des elektronischen Gerümpels in den Ländern Afrikas.
Fair IT
c’t erweitert den Begriff der Green IT um soziale Aspekte wie die Freiheit gewerkschaftlicher Organisation, das Recht auf Arbeitsverträge und beruft sich auf den englischen Begriff der environmental justice, der Umweltgerechtigkeit. „Diesem Begriff liegt ein über herkömmliche ökologische Aspekte hinausgehendes Verständnis von Umwelt zugrunde, das insbesondere den Einfluss sozialer Konflikte mit einbezieht, denn die Verständigung über verschiedene Formen der Nutzung unserer Welt und die Verteilung daraus entstehender Belastungen und Risiken findet über soziale Auseinandersetzung statt. In der Forderung nach Umweltgerechtigkeit steckt auch die Frage nach Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit: Wer ist wie an relevanten Planungen und Entscheidungen beteiligt.“ (Soenke Zehle)
Die Hersteller von PCs und anderen Komponenten haben sich rechtzeitig gewappnet und versuchen, mittels selbstdefinierter „Gütesiegel“ der zu erwartenden Kritik im Vorfeld den Wind aus den Segeln zu nehmen. Darauf fällt auch die c’t rein: In einer globalisierten, arbeitsteiligen Gesellschaft sei auch bei Markenprodukten die Wertschöpfungskette nicht mehr nachvollziehbar. Die kleine senegalesische Baumwollfarm, das indische Veredelungsunternehmen und das T-Shirt des Sportartikel-Labels. – Wertschöpfungsketten lassen sich sehr gut verfolgen, wenn die entsprechenden Monitoring-Systeme erst etabliert sind und die Zahl kritischer AkteurInnen eine gewisse Dimension erreicht hat.
0 % Fett
„Von der Wirtschaft für die Wirtschaft“, nennt Stefan Kerl in der aktuellen April-Ausgabe des Südwind-Magazins das Leitbild für Soziale Verantwortung von Unternehmen (CSR) und kritisiert, dass Nichtregierungsorganisationen zwar von der österreichischen Wirtschaft zum Dialog eingeladen wurden, und fertig. Es braucht nicht sehr viel Fantasie, sich auszumalen, wie ernst ein Leitfaden zur Selbst- und Shareholdergeiselung genommen wird, wenn er nicht einmal für ambitionierte Lippenbekenntnisse taugt …
Was sind die Erwartungen an CSR von NGO-Seite? Die Einhaltung von Gesetzen und internationalen Konventionen! Und was will die Industriellenvereinigung? Keinen Zwang, weil immer schädlich. Warum sollte sich ein französischer Investor den ArbeiterInnen des indonesischen Sweatshops verpflichtet fühlen? Oder was hindert den kanadischen Manager einer mexikanischen Mine keine Verantwortung für die dortigen Arbeits- und Wohnverhältnisse zu übernehmen? Die strengen lokalen Bestimmungen?
Denkt die Wirtschaft gar an gescheiterte Experimente der christlichen Soziallehre? Das Board of Management als Selbstbesteuerungsgruppe?
Die Mär von der Macht der KonsumentInnen taucht in meinem Bewusstsein auf. Als ob irgend jemand regionale Bio-Butter deswegen nicht kauft, weil die Fütterung mit genmanipuliertem Soja-Futter aus Brasilien und nicht-tiergerechte Milchkuh-Haltung proaktiv unterstützt werden soll?
Nicht alle Bio-Verweigerer verhalten sich wie Raver in der Hoffnung auf möglichst hohe Dosen synthetischer Substanzen.
Blöd nur, wenn die private Altersvorsorge ins falsche Portfolio investiert wurde.
Links:
www.respact.at Zitat: „Microsoft hat vor ca. 8 Jahren begonnen sich von einem Unternehmen, das reine Philantropieprojekten durchführt, hin zu einem Unternehmen, in dem CSR nachhaltig gelebt wird, weiterzuentwickeln.“
www.conflictosmineros.net
http://www.ban.org/index.html#Vista Zitat: „MICROSOFT’S VISTA COULD HARM HEALTH IN DEVELOPING COUNTRIES“
www.nesove.at
www.iso.org/sr Internationale Organisation für Normung, Zitat:“It will not include requirements and will
thus not be a certification standard.“