Noch vor der euro2008 stand die Befürchtung im öffentlichen Raum, dass die patridiotische Welle das Land nicht erfassen würde. Die Angst war umsonst. Die Bemühung um den Europameister ebenso.
Der Österreicher ist keine Sportsnatur. Den Grund dafür glaubte das deutsche Boulevard im Genom der allemanisch-pannonischen Mischkulanz entdeckt zu haben:Der Österreicher ist von Natur aus faul. Für Siedler des Flachlands mag das unverständlich sein. Wer von Kindesbeinen an hohe Pässe überwinden muss, um Zugang zu Bildung und Einkommen zu erlangen, dem wird es irgendwann Leid, sich ständig überanstrengen zu müssen. Menschen, die erst gegen acht Uhr morgens die ersten Sonnenstrahlen erreichen und wo um 16 Uhr wieder Schluss mit Tag gemacht wird, sehen ihren Horizont genau bis zu dieser Gebirgskette und nicht weiter. Fremde kommen nicht aus dem Morgenland oder dem Dschungel, sondern aus der nächsten Rotte.
Die vorangegangene Behauptung ist bodenlos unverschämt.
Es muss zusammen wachsen, was zusammen gehört. Selbstverständlich gehören Zwillinge zusammen. Aber müssen sie deswegen gleich zusammen wachsen? Ostdeutschland und die BRD? Börsencrash und Rechtsextremismus? Bullen und Casino-Kapitalismus? Spekulationsgewinne und spiegelbildliche staatliche Verlustabdeckung?
Auffällig ist schon, dass die Führer der europäischen Rechtsradikalen allesamt Großkapitalisten sind. Männer sowieso. Allesamt mimen sie Robin Hood. Hetze gegen tatsächliche oder zielgruppenfokussierte Randgruppen. Die Schafe blöken und laufen brav hinterher. Der Staat wird derweilen munter weiter demontiert, die individuelle Unsicherheit weiter vorangetrieben. Die Angst geschürt. Ach, was würden wir uns amüsieren wäre die Betriebspension, die Altersvorsorge, die private Pensionsvorsorge nicht durch Aktien – wie soll man sagen – besichert oder riskiert, auf den schnellen Gewinn in dreißig Jahren?
Die Stärke der einen ist aber immer nur die Schwäche der anderen. Die Methode ist Angst.
Wovor fürchten wir uns?
Das Geheimnis des Lebens ist, keine Angst zu haben.
„Ich kauf‘ mir eine Spritzpistole,
eine grellrote Farbendose,
mit der schreib‘ ich auf jedes Haus,
hoffentlich geht mir die Farbe nicht aus!
Ich lauf‘ hinaus auf die Straße
und schreib‘ auf jede Fassade
meine Liebe, meinen Hass,
und es macht mir immer mehr Spaß.
Ich schreibe: Keine Angst!“
in memoriam Hansi Lang